Personen

Über Mori Ogai (森鴎外 1862 – 1922)

– Ein Japaner im Muldentalkreis –
„Aber wenn ich einmal nicht auf der Bühne des Lebens stand, dann fühlte ich mich wohl wie ein Fisch im Wasser, denn der Zuschauer fühlt sich wohl unter Zuschauern“. Dieser Ausspruch von Mori Ôgai, in seiner autobiografischen Erzählung „Hundert Geschichten“ aus dem Jahre 1911 war gleichsam Motto seines bewegten und engagierten Lebens, das er als Beobachter und Zuschauer besser nach seinen Vorstellungen gestalten konnte denn als zunehmend bekannt werdender Besucher aus der fernen japanischen Fremde. Mori war vieles in einer Person: Mediziner, Schriftsteller, Theaterautor, Übersetzer, Aufklärer, und Offizier der japanischen kaiserlichen Armee, wo er es bis zum ranghöchsten Militärarzt brachte. Von 1884 bis 1888 weilte Mori zu militärmedizinischen Studien in Deutschland.

So führte ihn sein Weg schon als 22-jähriger Leutnant und graduierten Mediziner nach Leipzig, wo er Militärhygiene und das deutsche Militärgesundheitswesen studierte. Neben hauptsächlich bakteriologischen Studien befasste sich Mori intensiv mit europäischer Literatur, Musik, Kunst und Philosophie. Auf Empfehlung seines deutschen Mentors und führenden Militärmediziners der damaligen Zeit, Generalstabsarzt Dr. Wilhelm Roth, nahm Mori, der sich damals noch Mori Rintarô (森倫太郎) nannte, während seines inzwischen aufgenommenen Aufbaustudiums der Militärmedizin in Dresden an Herbstmanöver (27. August bis 12. September) des 12. Armeekorps im Raum östlich von Grimma im heutigen Muldentalkreis teil. Während des Manövers sah Mori viele Orte, unter ihnen Grimma, Machern, Deditz, Ragewitz und Döben, und er erhielt zum ersten Mal Einblick in das deutsche Land- und Dorfleben, was ihn sehr beeindruckte. Nach der Hälfte des Manövers hat Mori die Gelegenheit, den sächsischen König Albert zu treffen und erhielt eine Einladung des Königs zum Abendessen in Grimma. Dort traf er auch auf den Prinzen Georg und den Kriegsminister Graf Fabrice. Besonderen Eindruck während der Manövertage hinterließ bei Mori jedoch der Besuch mit Übernachtungen auf Schloss Döben bei der Familie von Böhlau. Tage zuvor hatte er die reizvolle Tochter Ida von Böhlau kennen gelernt und diese Begegnung und den Aufenthalt auf Schloss Döben begeisternd in seinem Deutschlandtagebuch dokumentiert.

Mori Ôgais weitere Stationen nach Dresden waren München und Berlin, wo er u. a. bei Robert Koch seine Studien zu vervollkommnen. Nach Japan zurückgekehrt, machte Mori mit seinen „drei deutschen Novellen“, in denen er Begebenheiten seines Studienaufenthaltes verarbeitet, von sich reden. Berühmt wurde er mit seiner Erzählung „Die Tänzerin“ beschreibt er, offenbar von seinen Erlebnissen (u. a. Manöverteilnahme) inspiriert, die Liebesbeziehung eines Japaners in Berlin. Moris 38-bändiges Gesamtwerk bereichert das Geistesleben im Japan mit umfangreichen literarischen (darunter eigene Dramen), kulturkritischen, medizinischen und historischen Arbeiten. Als erster Japaner übersetzte Mori beide Teile von Goethes Faust.

Büste in Tsuwano-cho (Geburtshaus)

Büste in Kitakyushu

1965 wurde auf Empfehlung des japanischen Nobelpreisträgers Kawabata Yasunari als Präsident des Japanischen Pen-Clubs und Niwa Fumio als Präsident des Japanischen Schriftstellerverbandes sowie Takami Jun als Präsident des Museums für moderne Literatur an den Magistrat der Stadt Berlin (Ost) das verdienstvolle Wirken Mori Ôgais als japanischer Schriftsteller und Vermittler deutscher Literatur in Japan mit einer Gedenktafel zu würdigen. Dieser Bitte wurde 1966 nachgekommen. Anlässlich der 100. Wiederkehr der Ankunft Moris in Deutschland wurde 1984 in Anwesenheit der Familie Mori in Berlin das „Mori-Ôgai-Gedenkzimmer“ eingeweiht. Diesem Ereignis folgte 1986 die Gründung der „Mori-Ôgai-Gedenkstätte“ durch den Rektor der Humboldt-Universität in Berlin im Beisein einer japanischen Wirtschaftsdelegation. In den vergangenen Jahren war es mehrmals Ziel einer japanischen Reisegruppe unter Leitung des Präsidenten der Japanischen Clausewitz-Gesellschaft, General a. D. Prof. Gôda Yutaka, Besuche in Grimma und Döben zu unternehmen, um in engem Kontakt sich des historischen Wirken von Mori Ôgai zu erinnern.
In gleichem Sinne ist es ein dringliches Anliegen der Stadt Grimma (Bürgermeister Matthias Berger) zusammen mit dem Schlossherrn von Döben (Dr. Hubertus von Below)und dem Freundeskreis Dorf und Schloss Döben e.V., das ehrende Gedenken an Mori Ôgai für den Muldentalkreis und darüber hinaus für die Festigung der deutsch-japanischen Beziehungen mit Aufstellen einer Mori Büste im Schlossgelände von Döben wach zu halten.

Filmkurzfassung „Japanisches Kulturfest zu Ehren Mori Ogais“

am 24. August 2022:

Friedrich Decker
Ein Maler und sein Motiv – Schloss Döben

Am 16.12.1921 wurde Friedrich Decker in Döben bei Grimma geboren. Dort verlebte er seine Kindheit, besuchte die Schule und genoss eine unbeschwerte Jugend. Nach dem zweiten Weltkrieg, an dem er als Soldat teilnehmen musste und nach einer längeren Krankheit, begann er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Prof. E. Voigt Malerei zu studieren. 1950 setzte er sein Studium an der Hochschule für Künstlerische Werkgestaltung Burg Giebichenstein in Halle/Saale bei Frau Prof. C. Crodel und Prof. K. Bunge fort. Mit dem Diplom für Malerei und Maltechniken beendete er 1955 sein Studium. Danach war er kurze Zeit als Kunsterzieher an einer Oberschule in Halle tätig. Die Bewahrung von Kunstwerken lag ihm schon immer am Herzen, darum nahm er als Restaurator an der Gemäldegalerie Dresden seine Tätigkeit auf und arbeitete dort bis 1969. Von da an leitete er die Abteilung Gemälderestaurierung der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci. 1974 erhielt er die Berufung als Dozent an die Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Er unterrichtete in der Abteilung Restaurierung vorwiegend in den Lehrgebieten Historische Maltechniken und Kopie. Während der Zeit seiner Lehrtätigkeit erarbeitete er ein Lehrbuch für Studenten, das auch an anderen Kunsthochschulen im In- und Ausland Anerkennung fand. Neben der vielfach angespannten beruflichen Tätigkeit fand er immer noch Zeit zum Malen. Von seinen vorwiegend fachlich bedingten Reisen brachte er viele Skizzen mit, von denen er viele in seinem Atelier in Bildkompositionen umsetzte. Er beteiligte sich als freischaffender Maler an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland und führte eine ganze Reihe von Personalausstellungen durch, darunter auch mehrere in Grimma. Die erste fand 1960 statt. Dem Muldenland verbunden, hielt er immer Kontakte zu den ihm vertrauten Menschen und der heimatlichen Landschaft. Über 50 Jahre entstanden so Skizzen und Studien von Döben, insbesondere aber von dem ihn faszinierenden Döbener Schloss. Er malte es vom Muldenufer aus, von der felsigen Feueresse und vom steilen Kirchberg. Auch den willkürlichen Zerstörungen und dem schließlich vollständigen Verfall des Schlosses stellte er sich nicht als Beobachter sondern als Betroffener. Aus der Fülle vorhandener Zeichnungen schuf er einen Teil seines reichen Alterswerkes. Damit kehre er auch künstlerisch dahin zurück, wo sich sein Leben als Künstler zu formen begann. Auf den Skizzen und Bildern fehlen die Menschen. Sie sind indirekt durch die Veränderung der Landschaft da. Seine Verbindungen zur Grimmaer Galerie blieben immer stabil.

Rudolph Priemer

Friedrich Gerstäcker wurde 1816 in Hamburg als Sohn eines beliebten Sängers geboren und besuchte die Nicolaischule in Leipzig. Als Praktikant weilte er von 1835 – 1837 bei dem damaligen Rittergutsbesitzer Franz Christoph Ehrenreich von Böhlau in Döben. Dann wanderte er 21jährig nach Nordamerika aus. Seine letzten Jahre verbrachte er bis zu seinem Tod im Jahr 1872 in Braunschweig.
Er wurde vor allem durch seine auf Reisen geführten Tagebücher und Reisebeschreibungen sowie Abenteuererzählungen bekannt ( z.B. “ Mississippibilder“, „Flusspiraten des Missispippi“)

Hans Scheuner wurde am 5.12.1918 in Döben geboren. Hier verlebte er seine Kindheit und einen Teil seiner Jugend und begann danach eine Lehre als Steinmetz und Bildhauer.

Anschließend musste er zum Arbeitsdienst und zur Wehrmacht. Er fiel am 21.5.1941 in Tourney/Frankreich. Überliefert sind uns von Hans Scheuner vor allem Gedichte und einige Zeichnungen.

 

Erwachen !

Von Hans Scheuner.

Frühlingslicht weckt auf die Erde
Aus dem Schlaf der Wintersnacht,
Einer lenkt und alles werde
Bald ist dieses Werk vollbracht.
Wo sein starker Arm auch waltet
Ist der Hoffnung Grund gelegt,
Was zerbrochen und veraltet
Wird im Glanz nicht mehr gepflegt,
Neues muß geschaffen werden
Junge Kraft ins Feld gesät,
Wachsen muß sie auf der Erden
Bis des Schnitters Sense mäht !

Hugo Starke wurde am 19. Juli 1865 in Leipzig geboren und lebte bis 1945 in Hamburg, danach in Dorna. 1945 schuf er ein anschauliches Bild vom Kirchberg Döben.
Hugo Starke starb am 2. Dezember 1949 und wurde auf dem Friedhof in Döben beigesetzt.

Walter Artus wurde am 17.Dezember 1873 geboren. Er war als Lithograph in Leipzig tätig. Ab 1914 lebte und arbeitete er in Grimma.

Er wurde durch seine Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen von Grimma und Umgebung bekannt. Artus starb am 15. April 1945.

„Blick zum Straßburger Münster“
1942, Öl

Naturforscher, Arzt, Philosoph und Künstler

Carl Gustav Carus, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des sächsischen Geisteslebens im 19. Jahrhundert, wurde am 3. Januar 1789 in Leipzig geboren. Er besaß mit 22 Jahren bereits zwei Doktortitel der Leipziger Universität. 1814 ging er nach Dresden. Er wurde als Professor für Geburtshilfe und Leiter der dortigen Entbindungsklinik berufen. Carus war Mitbegründer der Chirurgisch-Medizinischen Akademie im Jahre 1815. 1827 ernannte ihn König Anton zu einem seiner Leibärzte.
Seine zahlreichen Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Medizin und Psychologie beweisen seine vielseitigen Fähigkeiten. Er gehörte zu den Begründern der Tiefenpsychologie. Carl Gustav Carus beschäftigte sich neben seinen wissenschaftlichen Tätigkeiten von Jungend auf mit der Malerei. Seine kunsttheoretischen Erkenntnisse und Überzeugungen legte er in „Neue Briefe über Landschaftsmalerei“ (1819 – 1831) nieder.

1830 entstand seine Sepiazeichnung der Feueresse vom Fuß des Schlossfelsens aus. Er gehörte zum Freundeskreis Caspar David Friedrichs, Johan Christian Dahls und Johann Wolfgang Goethes und starb am 28. Juli 1869 in Dresden.

„Der Posaunengott“

In einer Beschreibung der Leipziger Orchesterverhältnisse wählte kein Geringerer als Robert Schumann diesen Superlativ, um seiner Bewunderung für den Posaunisten Carl Traugott Queißer Ausdruck zu verleihen. Wer war dieser Carl Traugott Queißer? Wie ist diese Begeisterung von Schumann zu erklären?

Am 11. Januar 1800 erblickte Carl Traugott Queißer im Gasthof Döben „abends um 9 Uhr“, das Licht der Welt. Sein Vater, Carl Traugott Benjamin Queißer, hatte hier 1797 geheiratet und war zu dieser Zeit herrschaftlicher Bediensteter auf dem Schloss Döben. Um die Jahrhundertwende wird Queißer senior den Gasthof gepachtet und später erworben haben, denn er ist im Taufbuch der Kirchengemeinde Döben bekannt als „Pachtinhaber der hiesigen Schankwirtschaft“. Selbst Sohn eines Organisten und Schulmeisters veranstaltete er regelmäßig Konzerte und Tanzmusik im Gasthof und zog somit Publikum aus der ganzen Region zu sich.

So kam unser späterer Posaunist schon frühzeitig mit der verschiedensten Musik in Berührung. Sein Vater erkannte seine Begabung und schickte ihn 1811 zum Stadtpfeifer August Barth nach Grimma in die Lehre. Hier musste er die üblichen Instrumente erlernen und erhielt eine vielfältige Ausbildung, wie sie heute kaum noch vorstellbar ist… 1817 schickt sein Lehrmeister den jungen Queißer zum Stadtmusikus Wilhelm Leberecht Barth nach Leipzig „in Condition“… Beim besten Leipziger Geiger dieser Zeit, Konzertmeister Matthäi, nimmt er Violinenunterricht. Auf diesem Instrument bestens ausgebildet, wird er 1824 „in Concert, Theater und Quartett“ angestellt als „Erster Violaspieker“. Heute würden wir sagen, er wurde Solobratscher im Gewandhausorchester…

1820, noch während seiner Zeit beim Stadtmusikus Barth, bekam Queißer seine erste Auftrittsmöglichkeit als Posaunensolist beim Gewandhausorchester.

Der Kritiker der „Allgemeinen musikalischen Zeitung“ schreibt darüber: “ … fand mit Recht einstimmigen Beyfall. Er bezwingt nicht nur große Schwierigkeiten auf dem sonst unbehülflichen Instrumente, sondern spielt auch vollkommen rein, präcis und mit angenehm überraschender Delicatesse.“

Damit hatte eine Karriere als Posaunist ihren Anfang genommen, die bis auf den heutigen Ta ihresgleichen sucht… Am 28. September 1822 wurden Dorothea geb. Händel (die Enkelin des Besitzers der Ausflugsgaststätte „Kuchengarten“) und Carl Traugott Queißer in der Schönefelder Kirche getraut… Dem Ehepaar wurden 7 Kinder geboren, von denen jedoch 3 im Kindesalter starben…

In den folgenden Jahren findet sich Queißer nicht weniger als 26 mal als Posaunensolist mit dem Gewandhausorchester, dazu kommen zahlreiche Konzerte als Bratscher des Gewandhausquartetts. Außerdem wird er 1829 zum Mitdirektor des Musikvereines „Euterpe“ ernannt und steht diesem jungen Konkurrenzorchester des Gewandhauses zwischen 1841 und 1846 auch als Konzertmeister vor. 1834 wurde er Direktor des vereinigten Stadtmusikchors.

Historische Quellen beschreiben Queißer als sympathischen und bescheidenen Musiker, der schnell Freunde fand. Aus der Freundschaft zu zwei der bekanntesten Komponisten seiner Zeit entstanden auch neue Posaunenkonzerte, die eigens für ihn geschrieben worden sind…

Am 14. Dezember 1837 findet unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy die Uraufführung des Posaunenkonzertes von David statt…

Um sich eine Vorstellung von seinem Spiel zu machen, sei hier nochmals die AMZ zitiert: “ Sie kennen Herrn Queißers edelkräftigen, durchaus in allen Lagen des Instruments gleich reinen Ton, dessen bestimmte Deutlichkeit in schnell sich bewegenden Figuren und milden, graziösen Vortrag einfacher Melodien. Sein Fort(e) ist der schönste Orgelton eines wohlmensurirten Posaunenpedals; bey seinem piano cantabile glaubt man einen Meister auf dem Waldhorn zu hören.“ Neben den zahlreichen Leipziger Konzerten trat er auch deutschlandweit als Solist auf, u.a. in Hamburg, Berlin und Dresden. Es ist außerdem überliefert, dass er auch als Lehrer tätig war und komponierte. Leider sind bisher keine Veröffentlichungen bekannt.

Der Tod Queißers am 12. Juni 1846 löste eine große Betroffenheit unter den Leipziger Musikfreunden aus. Zwei Tage später wurde er unter großer Anteilnahme auf dem alten Johannisfriedhof beigesetzt. Seine Freunde und Bewunderer organisierten zu seinem Gedenken und zur Unterstützung seiner hinterbliebenen mehrere Konzerte, eines davon wurde von 150 Mitwirkenden unter der Leitung von Albert Lortzing vor 4000 Zuhörern im Garten des Schützenhauses gegeben. In einem weiteren Konzert spielten F. David und F. Mendelssohn Bartholdy die Kreutzersonate von Beethoven, um den von ihnen geschätzten Queißer zu ehren.

Der ungekürzte Artikel wurde anlässlich des 200. Geburtstags Queißers in der Musikfachzeitschrift „Triangel“ veröffentlicht. Der Verfasser, Sebastian Krause, ist Soloposaunist beim MDR – Sinfonieorchester und dem Wirken Queißers unermüdlich auf der Spur. Mit der Gründung eines eigenen Vereines im Jahre 2000 soll die musikgeschichtliche Bedeutung von Carl Traugott Queißer weiter erforscht und erhalten werden. Eine Gedenktafel am ehemaligen Gasthof auf dem Dorplatz ist ein schönes Zeichen solcher Bemühungen. Wir stellen gern für sie den Kontakt her und freuen uns über jede Information.