Die kirchengeschichtliche Entwicklung

Die Ursprünge des Dorfes „Dewin“ – so die Schreibweise bis zum Ausgang des Mittelalters – dürften auf das Jahr 929 zurückgehen, als auf dem Gelände der heutigen Kirche eine Burg errichtet wurde. Im Jahre 1117 wurden die 24 Ortschaften des Burgbezirkes samt der Feste durch die Söldner des Grafen Wiprecht von Groitzsch zerstört. Aus dem Trümmern des Burgwards erwuchs um die Mitte des 12.Jahrhunderts die Burggrafschaft „Dewin“.

Der Ausgangspunkt der heutigen Döbener Kirche bildete wahrscheinlich eine kleine Kapelle auf dem Burgward. Der in seinem Unterbau sehr fest gefügte heutige Kirchturm ist als ein ursprünglicher Bestandteil der ehemaligen Burg anzusehen, in dessen Untergeschoss wahrscheinlich die Burgwardkapelle war.

Ausbau und Anbauten in Romanischer Zeit um 1200

Durch die inzwischen gewachsene Burgherrschaft dürfte Ende des 12. Jahrhunderts eine Vergrößerung der Kirche notwendig geworden sein. Es erfolgte die Öffnung des Chores (Turmunterbau) nach Westen durch einen Triumphbogen und der Anbau eines Schiffes (1/2 des jetzigen) und eines ebensolchen Bogens nach Osten mit den Anbau eines kleineren Altarchores.

Aus dieser Zeit stammt auch der seit einigen Jahren wieder in Gebrauch befindliche romantische Taufstein, schalenförmig mit den gewaltigen Abmessungen von 106 cm Durchmesser, 65 cm Höhe und 43 cm ausgehöhlt.

Die gotische Bauperiode um 1300 bis 1500

Um 1300 wurde auf den alten Chor eine Glockenstube aufgesetzt, sie bildet heute den Mittelteil des Turmes.

Es lässt sich dann erst wieder unter dem Geschlecht derer v. Maltitz ( 1445 – 1555 ) eine Bautätigkeit feststellen.

Sie bauten – da an der Kirche kein geeigneter Platz für den von ihnen gestifteten Altar war – im Jahr 1507 an der Ostwand eine neue Kapelle, den jetzigen Altarchor an.

Die Renaissance

Der Altar stellt ein staatliches Holzschnittwerk von etwa 5 x 2 m Größe der Spätrenaissance dar. Der Hauptteil trägt die Jahreszahl 1594. Die seitlichen Ansätze sind spätere barocke Zusätze der Umgestaltung von ca. 1700. Der Altar wird dem Leipziger Bildschnitzer Valentin Silbermann zugeschrieben, der in der Zeit von 1584 – 1615 in der Leipziger Umgebung gewirkt hat.

Die Glocken

Leider wurden die alten kulturgeschichtlich sehr wertvollen Glocken im Jahre 1911 eingeschmolzen. Die kleinere – Durchmesser und Höhe je ca. 70 cm – stammte vermutlich aus dem Kloster Nimbschen. Die mittlere war aus dem Jahr 1434 und die größere – ca. 1 m Höhe und Weite – von 1687.

Die Familiendenkmäler

Ein besonders wertvolle Bereicherung erhält die Döbener Kirche durch die verschiedentlich erhaltene Denkmäler und Grabplatten von Angehörigen Döbener Geschlechter. Eine der ältesten Bestandteile der Kirche überhaupt stellt die an der Wand des Altarchores eingelassene romantische Grabplatte – vermutlich des Conradus von Dewyn aus der 2.Hälfte des 12.Jahrhunderts dar.

Eine außerordentlich feine Arbeit von anmutigem liebenswerten Ausdruck stellt auch das Denkmal der Anna von Schönfeldt ( gest. 1595 ) dar. Die Denkmäler dieser Zeit stammen alle aus Leipzig als beherrschenden nächstem Kulturzentrum.

Erweiterung und Ausbau im Zeitalter des Barock

Die korbartige Kanzel, die von der lebensgroßen Holzstatute des Moses getragen wird, aus dem 17.Jahrhundert.

Auf der Tür und dem Treppenaufgang sind die Apostel Matthias, Judas Jakabus, Philipus, Bartholomäus, Thomas, Jakobus und Simon dargestellt. Auf der Kanzelbrüstung sind die Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes dargestellt. Über der Kanzel ist ein sechseckiger Schalldeckel angebracht. An den Ecken stehen vier dralle barocke Engelchen mit den Marterwerkzeugen und in der Mitte erhöht Christus.

Unter der Patronatschaft der Familie von Armin ( 1658 – 1782 ) wurde um 1675 durch Aufsetzen eines zweiten Geschosses auf die damalige Sakristei ( später Heizungskeller ) die Patronatsstube erbaut.
In eine Bogensegmentöffnung zum Chor wurde der Herrschaftserker als Verbindung zur Kirche eingebaut.

In den Jahren 1693 – 1700 wurde eine große Erneuerung vorgenommen. Hierbei wurde das Kirchenschiff nach Westen auf die heutige Größe verlängert und eine barocke Turmhaube mit Laterne und Zwiebelkuppel aufgesetzt. Im inneren wurde die gesamte Fläche der Decke in fünf großen Medaillons mit biblischen Darstellungen der Heilsgeschichte bemalt: Geburt – Kreuzigung – Auferstehung – Himmelfahrt – Gericht. In diese Zeit fällt auch der Einbau der ersten Empore und einer neuen Orgel.

Das 19. Jahrhundert

Ein neuerer Taufstein aus hellem Sandstein mit quadratischem Fuß und Holzdeckel ( Gesamthöhe ca. 155 cm ) stammt aus der Zeit um 1800. Er ist derzeit nicht in Gebrauch und steht im hinteren Teil des Schiffes. In diesem Jahr auch die zweite, obere Empore eingebaut.

Im Jahr 1813 wurde als letzte größere bauliche Ergänzung die jetzige Sakristei neben der Patronatsstube errichtet. Die im Jahre 1834 errichteten Vorhallen vor den 1980er Jahren wegen Baufälligkeit abgebrochen und die um 1892 für das Kirchenschiff eingebaute Heizung ist längst wieder außer Betrieb.

Die derzeitige Orgel wurde im Jahre 1859 eingebaut.

Herausgeber: Ev.-Luth. Kirchgemeinde Döben – Höfgen